Krisen gemeinsam meistern

Die Bewohnerinnen und Bewohner der Senioren Residenz Josefstadt blicken nach Monaten einer neuen, noch nie da gewesenen Situation zurück und erzählen, wie sie Ausgangsbeschränkungen, soziale Distanz und das Thema persönliche Sicherheit in Corona­-Zeiten erlebt haben.

Auf den ersten Blick stand in den vergangenen Monaten die Welt und somit auch Österreich still. Das Corona­-Virus konfrontierte die Menschen mit ungewohnten Anforderungen. Es gab Ausgangsbeschränkungen, besondere Hygienevorschriften und es musste sozialer Abstand eingehalten werden. Mit dieser neuen Realität hatten und haben sich weiterhin alle auseinanderzusetzen. Jeder tut das auf seine Weise, wie eine hausinterne Umfrage in der Senioren Residenz Josefstadt zeigt, an der 40 Personen teilgenommen haben.

Naturgemäß haben jene Residenten mit mobilen Handicaps die Einschränkungen als nicht allzu große Umstellung erlebt. Sie sind gewohnt, ihr Leben weniger nach außen gerichtet zu gestalten. Dadurch fanden Bewohner ohne nahe Angehörige das Gebot der sozialen Distanz durch Besuchsbeschränkungen weniger schmerzhaft. Doch allen gemeinsam ist, dass es kein Rütteln an den Vorsichtsmaßnahmen gibt. „Sie waren notwendig und einige Tage unangenehm, jedoch akzeptiert. Die Wahl zwischen Ansteckung und Gesundbleiben war letztlich entscheidend“, sagt ein Resident, der durch fehlende Abwechslung „eine gewisse Eintönigkeit und mit zunehmender Dauer auch Unzufriedenheit“ empfand. „Das störte das Wohlfühlen erheblich.“

Vermisst haben viele nicht nur die Besuche ihrer Lieben, sondern auch die Spaziergänge im Freien. Der „Mangel an Bewegung“ machte einigen zu schaffen und einem Residenten fehlte „der kleine Plausch am Gartenzaun mit Leuten, die auf einmal nicht mehr da waren“. Da viele der Bewohner kulturaffin sind, gerne kulturelle Veranstaltungen besuchen, verursachten die Maßnahmen größere Einschränkungen in ihrem Leben. „Oper, Konzerte, Ausstellungen und Theater – all diese Freuden finden nicht statt und ich vermisse sie sehr“, sagt ein Resident, dem zusätzlich natürlich auch „die Umarmungen meiner Lieben und Freunde“ fehlen. Vor allem Bewohner mit Familien, die nicht in Österreich leben, trifft es hart. „Reisen war und ist für mich ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe auch meine gesamte Familie im Ausland. Das Hin-­ und Herfliegen bedarf nun eines Umdenkens“, zeigt sich ein Resident besorgt.

Große Hilfsbereitschaft sowie Professionalität

Vielen war es ein besonderes Anliegen, der Leitung des Hauses für alle Bemühungen, die Sicherheit zu gewährleisten, ihren Dank auszusprechen. Über die vorgeschriebenen und professionell umgesetzten Maßnahmen sind die Meinungen einhellig: Es war nicht schön, aber notwendig. „Ich fühlte mich bestens um-­ und versorgt, bestens betreut und beschützt. Auch in diesen schwierigen Zeiten waren die Mitarbeiter des Hauses eine große Hilfe“, meint eine Residentin – „und ihre Freundlichkeit und Zuverlässigkeit“, ergänzt eine andere. Die beiden jüngsten Bewohner der Senioren Residenz Josefstadt, die Studenten Aurora und Wolf, erledigten in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen Besorgungen für die Bewohner. „Ihre Hilfsbereitschaft ermöglichte, dass zusätzlich Nötiges beschafft werden konnte. Da war es ein Leichtes, das Haus nicht zu verlassen“, teilte ein Resident dankend mit. Als Lichtblick in dieser Zeit wird das vermehrte Film-­ und Unterhaltungsprogramm gesehen. „Es wurde mit geschickter Wiederholung in Tagesabständen geboten, um den Teilnehmern den Zwei­Meter-­Abstand zu sichern“, goutiert ein Resident.

„Man hat gelernt, ohne planbares Ziel zu leben, gewissermaßen in den Tag hinein. Dennoch darf das kein Dauerzustand sein“, sinniert ein Resident. „Die Beschäftigungen, denen man durch die Ausgangsbeschränkungen und die soziale Distanz nachging, wie Lesen, Räumen, Handarbeiten oder Telefonieren, waren eben nur Ersatz“, lautet ein anderes Resümee.

Wenn es über die Zäune des Lebens in der Senioren Residenz Josefstadt zu blicken gilt, dann sehen nur wenige besonders optimistisch in die Zukunft: „Zur Normalität ist es ein weiter Weg.“ Die Zuversicht hat gelitten. „Ein nicht vorhersagbares Ende der Pandemie, Arbeitslosigkeit und Pleitewellen machen mir Angst“, reflektiert ein Resident ebenso wie ein anderer: „Die Menschen sind nachdenklich geworden.“ Und wieder ein anderer meint: „Wir erleben zurzeit erst den Beginn der Veränderungen.“